Geständnis
„Was kann ich für Sie tun?“
„Ich möchte bitte gerne zu Herrn Hauptkommissar Grissemann“, fragte ich wieder nach meinem Lieblingshauptkommissar.
„In welcher Angelegenheit?“ Ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass dieses Gespräch eine dem Telefonat ähnliche Wendung nehmen würde.
„Banküberfall!“
„Verzeihung der Herr“, wies er mich zurecht. „Das hier ist keine Bank. Sie sind hier im Polizeipräsidium.“
„???“
„Sie sagten ‚Banküberfall‘“, sah er mich verständnislos an. „Da sind Sie hier nicht richtig.“
„Doch!“, insistierte ich, und Christoph Waltz ließ ein weiteres Mal grüßen.
„Nein“, erklärte er dem Idioten, der uneinsichtig vor ihm stand. „Wir sind keine Bank!“
„Das weiß ich doch. Trotzdem möchte ich gerne einen Banküberfall gestehen.“
„Das geht nicht, junger Mann“, sprach der junge Mann.
„Warum nicht?“ War es vielleicht nicht mehr illegal, Banken zu überfallen?
„Weil Sie zuerst eine Bank überfallen müssen.“
„Hab ich.“
„Das zählt nicht.“
„Warum zählt das nicht?“
„Weil wir keine Bank sind. Hier ‚Banküberfall‘ zu sagen genügt nicht.“
„Ach so“, kapierte ich langsam. „Was genau muss man denn tun, um einen Banküberfall gestehen zu dürfen?“
„Na ja“, erklärte er mir geduldig. „Zuerst besorgt man sich normalerweise eine Waffe. Haben Sie eine?“
„Nicht dabei.“
„Dann besorgen Sie sich eine.“
„Gut. Und dann kann ich einen Banküberfall gestehen?“
„Nein, Waffe allein reicht natürlich nicht. Sie müssen sie auch benutzen.“
„Ich soll jemanden erschießen?“, fragte ich erstaunt.
„Nicht notwendigerweise“, klärte er mich weiter auf. „Es würde genügen, damit in eine Bank zu gehen und dort den Kassierer zu bedrohen.“
„Puh, Glück gehabt. Ich hab schon befürchtet, dass ich jemanden erschießen muss. Wie geht es weiter? Was muss ich als Nächstes tun?“
„Um den Überfall abzuschließen, müssen Sie das Geld in Empfang nehmen.“
„In Ordnung. Merke ich mir. Ist das alles?“
„Fast. Flüchten müssen Sie noch. Und wenn Sie erfolgreich geflüchtet sind, können Sie einen Bankraub gestehen.“
„Ach so. Habe ich nicht gewusst. Muss man zum Gestehen etwas mitbringen?“
„Ähm. Nein. Eigentlich nicht.“
„Aber wenn mir dann keiner glaubt, dass ich eine Bank überfallen habe? Sollte ich nicht vielleicht doch Beweise mitbringen?“, schlug ich vor.
„Na ja, einfacher wär’s schon.“
„Reicht Geld als Beweis?“
„Ja, natürlich!“, freute er sich, dass ich Amateur es endlich kapiert hatte. „Geld wäre ein guter Beweis. Ein sehr guter sogar.“
„Na, dann habe ich ja alles richtig gemacht!“, war ich erleichtert und kippte dem Uniformständer die Beute vom Flughafen vor die Füße.
„Kann ich jetzt bitte Herrn Grissemann sprechen? Ich würde ihm gerne einen Bankraub gestehen.“
„ …“, bekam er den staunenden Mund und die ebenso großen Augen nicht mehr zu.
„Nun?“, hakte ich nach. „Grissemann? Hauptkommissar? Banküberfall? Hallo?“
„Ja, natürlich. Entschuldigung. Ich bin nur gerade ein wenig …“
„ … überrascht?“
„Überrascht. Genau. Danke.