Seit drei Tagen sitze ich hier jetzt fest. Ich brauche nicht arbeiten, obwohl ich keinen Urlaub habe. Essen und Trinken bekomme ich auch. Ob die Tage bezahlt werden? Ich weiß es nicht.
Gerecht wäre es schon. Schließlich hat man mich eingesperrt, obwohl ich unschuldig bin. Aber das sind alle anderen Gefängnisinsassen auch, wenn sie danach gefragt werden. Genau wie ich. Der Unterschied zwischen den anderen Mördern und mir ist nur die leicht zu übersehende Kleinigkeit, dass ich es wirklich nicht war. Sagen die anderen natürlich auch. Aber die lügen. Das Problem ist nur, dass außer mir niemand sicher weiß, dass ich unschuldig bin.
Es gibt Fingerabdrücke von mir. Dummerweise im Haus des Opfers an Stellen, zu denen ich normalerweise nie gekommen wäre. Das beweist aber noch gar nichts.
Einbruchspuren von mir gibt es auch. Aber doch erst vom Tag nach dem Mord. Was kann ich dafür, dass die Spurensicherung später noch einmal zum Tatort gekommen ist? Hätten sie gleich beim ersten Mal gründlich gesucht, wäre ihnen aufgefallen, dass meine Spuren erst am nächsten Tag dazugekommen sind.
Neben mir sitzt mein Komplize. Natürlich ist er sauer auf mich. Vor drei Tagen war er noch auf der anderen Seite des Gesetzes. Wegen mir gehört er jetzt zu den Bösen. Selbst schuld. Er hätte wissen müssen, dass man am Tatort keine Spuren hinterlässt. Vor allem dann nicht, wenn man als Polizist in Uniform am Tag nach einem Mord durch das Schlafzimmerfenster der Ermordeten ins Haus einsteigt.
Nun sitzt er hier mit mir in der Zelle und lässt sich von seinem Kollegen auf der anderen Seite der Gitterstäbe das Frühstück bringen. Im Gegensatz zu mir findet er das allerdings überhaupt nicht komisch. Ich denke, er sollte es locker sehen. Auf diese Weise erweitert sich sein Horizont ganz beachtlich. Er braucht sich nicht unter fadenscheinigen Vorwänden verhaften zu lassen, wie einst Robert Redford als Gefängnisdirektor in „Brubaker“.
Seine Verhaftung war echt. Vielleicht kann er es später einmal als Fortbildungsmaßnahme in den Werbungskosten von der Steuer absetzen. Interessiert ihn momentan aber überhaupt nicht. Er will hier nur schnell wieder heraus. Ich natürlich auch. Wir sind ja beide unschuldig.
Kaum zu glauben, wie schnell so etwas gehen kann. Wie hatte das alles angefangen?